Freitag, 25. Juni 2021

Die Kraft des Guten

Zum ersten Todestag von Ekkehard von Braunmühl am 24.06.2021



Kinder wollen nicht auf das Leben vorbereitet werden, sie wollen leben.“

Ekkehard von Braunmühl („Zeit für Kinder“)



Heute vor einem Jahr verstarb Ekkehard von Braunmühl – Begründer der Antipädagogik – im Alter von 79 Jahren an einem Herzinfarkt in Wiesbaden.


Leider habe ich seinerzeit von diesem aus meiner Sicht gravierenden Ereignis (trotz oder wegen der allgegenwärtigen Medienflut) nichts mitbekommen. Denn andernfalls wäre es mir ohne Zweifel ein dringendes Bedürfnis gewesen, mich am Tag der Trauerfeier persönlich von Ekkehard von Braunmühl (kurz: EvB) zu verabschieden. Sorry, Ekki! Ich kann nur hoffen, dass Du mir auch diese letzte „Rüpelhaftigkeit“ (diesmal wenigstens „unverschuldet“) verzeihst!


Am 17. Juni 2021, der merkwürdigerweise der erste Todestag meines langjährigen Freundes Günter war, versuchte ich einem spontanen Impuls folgend Ekki telefonisch zu erreichen. Ekkis Telefonnummer, die ich bei unserer ersten persönlichen Begegnung im Sommer 1980 von ihm erhalten hatte, hat sich (obwohl unsere Telefonate in den letzten zwanzig Jahren leider immer seltener geworden waren) unauslöschlich auf der Festplatte meines Gehirns eingebrannt. Als ich am anderen Ende hörte, dass die Nummer nicht vergeben sei, schwante mir bereits Böses, doch erst die nun unvermeidlich gewordene Internet-Recherche verschaffte mir die schockierende Gewissheit: Ekki (wie seine Freunde ihn nannten) ist tot! Oh nein, mein Gott!


Die Nachricht seines Todes erfüllt mich mit einer unbeschreiblichen Traurigkeit, die sich mit aufsteigenden Erinnerungen und einem Gefühl großer Dankbarkeit zu einem merkwürdigen psychomentalen Konglomerat in mir vereint.


Lieber Ekki, ich bin so wahnsinnig traurig, dass Du nicht mehr da bist und dass ich Dir nicht mehr persönlich sagen konnte, was und wieviel Du mir bedeutest! Ich kann das ohne falsches Pathos so sagen, denn die Begegnung mit Dir hat mein ganzes Leben verändert! Unsere Freundschaft hat nicht nur mein Denken, sondern auch meinen persönlichen und beruflichen Werdegang nachhaltig beeinflusst! Da der Zeitpunkt, der eine persönliche Verabschiedung ermöglicht hätte, unwiederbringlich vergangen ist, möchte ich es wenigstens nicht versäumen, Dir an Deinem ersten Todestag noch ein paar Worte hinterher zu rufen.


Es muss Ende 1979 gewesen sein, als ich das erste Mal von der Antipädagogik hörte. Ich schreibe bewusst „Antipädagogik“ und nicht „Anti-Pädagogik“, um deutlich zu machen, dass EvB die von ihm begründete Antipädagogik nicht als eine neue reformorientierte Schule der Pädagogik, sondern als selbständige Disziplin verstand: sie war das „Gegengift“ (EvB), das nun gegeben werden musste, um das „Gift“ (EvB) der Pädagogik zu neutralisieren, denn die Pädagogik machte aus Kindern „Erziehungsobjekte“ (EvB). Aus der Sicht von Ekkehard von Braunmühl aber sind Kinder keine Erziehungsobjekte, sondern trotz ihrer entwicklungsbedingten Hilfsbedürftigkeit von Anfang an vollwertige Menschen - autonome Subjekte, denen grundsätzlich alle Grundrechte unserer Verfassung (Menschenrechte) zustehen!


1979 wurde ich dreizehn Jahre alt, und ich war infiziert vom Geist der Opposition und Revolution. Obwohl sich die Rauchschwaden der 68er-Revolte längst verzogen hatten und der antiautoritäre Zeitgeist der 60er-Jahre in den 70er-Jahren zunehmend von dem autoritären Gehabe autoritärer und dogmatisch erstarrter Berufsbefreier (die sich in der ML-Bewegung, der RAF und anderen Sekten versammelten) verdrängt wurde, lag das Lebensgefühl von Auf- und Ausbruch, Veränderung und Befreiung noch irgendwie in der Luft und war – zumindest für mich – noch deutlich wahrnehmbar. Auch der „Deutsche Herbst“ und der Suizid der RAF-Führungskader in Stammheim konnten nichts an meiner in dreizehn Jahren gereiften Erkenntnis, dass die Unterdrückung und Ausbeutung des Menschen durch den Menschen auf den Misthaufen der Geschichte gehöre, ändern. Ich ging in die Opposition und war fest entschlossen, mich mit nichts weniger als der Weltrevolution zufrieden zu geben! So fühlte ich mich von emanzipatorischem Gedankengut aller Art geradezu magisch angezogen, was dazu führte, dass ich einen großen Teil meiner Freizeit in einem links-alternativen Buchladen in Wiesbaden (meinem Heimatort) verbrachte, wo ich mich intensiv den Schriften von Marx, Engels, Lenin und Mao sowie anarchistischen Autoren widmete. In eben diesem Buchladen (er hieß damals „Buchladen am Sedanplatz“) stieß ich Ende 1979 auf ein Flugblatt mit dem (selbst mir als angehendem Berufsrevolutionär radikal erscheinenden) Slogan „Erziehung – nein danke!“.


Verantwortlich für das Flugblatt zeichnete ein „Kinder-Aktivierungs-Komitee“ (KAK). Als Kontaktperson fungierte ein gewisser Ekkehard von Braunmühl, der - in fußläufiger Nähe zum Sedanplatz – in der Walramstraße residierte. Nachdem ich das Flugblatt gelesen hatte, stand für mich unverrückbar fest, dass ich diesen Ekkehard von Braunmühl unbedingt kennenlernen musste! In Begleitung eines anderen Jungen, der das elektrisierende Flugblatt ebenfalls gelesen hatte, begab ich mich unverzüglich in die Walramstraße, um Ekkehard von Braunmühl persönlich aufzusuchen. Wir klingelten bei „Braunmühl“, doch leider hatte dieser Braunmühl offensichtlich keine Zeit für uns und fertigte uns an der Gegensprechanlage ab. Wie sich jedoch im Weiteren herausstellen sollte, wurde mein antipädagogisches Engagement durch diese kleine Frustration nur verzögert, nicht aber verhindert.


Wenige Monate später – inzwischen im Jahr 1980 angekommen – traf ich dann auf einem Sommerfest für Kinder (auf dem zum Abenteuerspielplatz umgewandelten Südfriedhof) „zufällig“ auf den leibhaftigen von Braunmühl am Infostand des Wiesbadener Kinderschutzbundes. Diesmal konnte er meiner Bekanntschaft (so gänzlich ungeschützt durch seine Gegensprechanlage) nicht mehr entgehen! Dabei machte ich mir die Tatsache zunutze, dass ich trotz meines zarten Alters von dreizehn Jahren bereits Gewohnheitsraucher war (Mao soll angeblich Kettenraucher gewesen sein), mir den täglichen Zigarettenkonsum aber finanziell nicht leisten konnte. Nachdem ich mich davon überzeugt hatte, dass es sich bei dem vor mir stehenden Mann tatsächlich um Ekkehard von Braunmühl handelte, unterzog ich die Antipädagogik sofort dem „Praxistest“ und fragte EvB nach einer Zigarette. Nachdem dieser mir klaglos eine filterlose „Roth-Händle“ ausgehändigt hatte, kamen wir sofort ins Gespräch über die Antipädagogik und die „Kinderfrage“, die es laut EvB zu lösen gelte. Ich durfte ihn Ekki nennen, und er gab mir seine Telefonnummer. Nach diesem ersten Gespräch war mir bereits klar, dass ich eigentlich doch kein Berufsrevolutionär, sondern lieber Antipädagoge werden wollte. Oder, um genau zu sein: ich war es bereits!


Denn natürlich hatte Ekki (wie meistens) recht: ich war ein autonomes Subjekt! Juchhu!!! Ein Gefühl von Freiheit und die sich verstärkende Sehnsucht nach einem anderen Leben breiteten sich von da an unaufhaltsam in mir aus. Als autonomes Subjekt hatte ich (zu diesem Zeitpunkt noch unbewusst) nur einen Wunsch: der von mir als beengend und engstirnig wahrgenommenen Kleinfamilien-Realität in einem Wiesbadener Vorort so schnell wie möglich zu entkommen!


Von nun an ging ich in jeder freien Minute zu Ekki und diskutierte mit ihm bei zahllosen „Roth-Händle“ (ohne Filter) die Grundfragen des menschlichen Daseins (wie z.B. die Freiheit des Willens oder ob es tatsächlich so etwas wie „Selbstlosigkeit“ geben könne) und natürlich die Antipädagogik. Ekki war unglaublich belesen und verschlang jede Woche mehrere neue Bücher, deren Inhalte er dann referierte und mit mir diskutierte. Er verfügte über ein unglaubliches Wissen und kannte die Pädagogik und Psychologie (einschließlich ihrer Geschichte) vorwärts und rückwärts. Ich las sein populärwissenschaftliches Buch „Zeit für Kinder“, das meinen antipädagogischen Enthusiasmus ins Unermessliche steigerte. Dann kam die „Antipädagogik – Studien zur Abschaffung der Erziehung“ (1975) an die Reihe - eigentlich schwer verdauliche, wissenschaftliche Kost (nicht nur für Dreizehnjährige), doch dank der fast täglichen Diskussionen mit Ekki hatte ich auch daran große Freude!


Mit dem Buch „Antipädagogik“ (1975) war es EvB gelungen, sich in der pädagogischen Fachöffentlichkeit (und darüber hinaus) einen Namen zu machen, obwohl er selbst (trotz fundierter Kenntnisse in Pädagogik, Psychologie & Psychoanalyse, Neurobiologie etc.) meines Wissens nie einen akademischen Abschluss erworben hatte. Es versteht sich von selbst, dass er von der etablierten Pädagogik zunächst auf's Heftigste kritisiert und bekämpft wurde. Das änderte aber nichts daran: EvB hatte es geschafft, dass die akademische Szene ihn zur Kenntnis nehmen musste! Und mehr als das: er wurde gelesen, zitiert, diskutiert! Und auch fast fünfzig Jahre später kommt wohl kaum ein Pädagogik-Student an der Antipädagogik vorbei (ein Professor schon gar nicht!).


Ekki lehrte mich das wissenschaftliche Denken und Argumentieren, lange bevor ich erstmals eine Universität betrat. Doch nicht nur der philosophische und wissenschaftliche Diskurs verband uns, sondern vor allem die „antiautoritäre“ Grundeinstellung. Ich verwende dieses Wort, obwohl Ekki es nicht mochte und die Antipädagogik keinesfalls mit der „antiautoritären Erziehung“ verwechselt sehen wollte. Ekki zog es vor, zwischen „natürlicher“ und „falscher“ Autorität zu unterscheiden. Die „falschen Autoritäten“ waren für ihn diejenigen, die meinten, ihre Autorität aus ihrer Stellung in der gesellschaftlichen Hierarchie – statt aus ihrer Expertise – ableiten zu können. Die „natürlichen Autoritäten“ dagegen hatten es nicht nötig, sich auf ihren Dienstgrad, ihre akademischen Titel oder ihre soziale Stellung zu berufen. Wahrheit und Weisheit sprechen für sich selbst. Die natürlichen Autoritäten haben Autorität, ohne autoritär zu sein - sie strahlen Autorität aus. Der Schüler ist in der Regel selbst klug genug, um zu erkennen, wen er vor sich hat. Und so gibt es für mich bis heute keinen Zweifel daran, dass Ekki eine natürliche Autorität war. Ekki verkehrte mit allen Menschen – auch mit Kindern - „auf Augenhöhe“ und teilte sein breitgefächertes Wissen mit allen, die daran Interesse hatten.


Aus heutiger Sicht scheinen mir vor allem Carl Rogers und die humanistische Psychologie Ekkis Denken stark beeinflusst zu haben. Wie Rogers glaubte auch EvB nicht an „das Böse“. Wir waren nicht naiv und wussten durchaus, dass Menschen (auch) Böses tun (können) und dass die Welt, in der wir lebten, sicherlich nicht die beste aller möglichen Welten darstellte, aber wir glaubten weder an Satan noch an die Erbsünde und hielten den Menschen nicht grundsätzlich für schlecht oder besserungsbedürftig. Hängengeblieben ist bei mir auch der Satz von Ekki, dass „das Böse“ nicht selten die Übertreibung des Guten sei. Wie Carl Rogers waren wir der Auffassung, dass die „bösen“ oder destruktiven menschlichen Tendenzen aus der Unterdrückung des Menschen abzuleiten seien. In diesem Kontext dachten wir jedoch weniger an den globalen Kapitalismus, als vielmehr an die Degradierung von Kindern zu „Erziehungsobjekten“, die nicht nur verhindert, dass wir als Erwachsene unser volles Potential entfalten, sondern auch zur Pervertierung der ursprünglich prosozialen Ausrichtung des menschlichen Lebewesens führen kann. Oder, um es mit den Worten von Carl Rogers zu sagen: „Es wird hypostasiert, daß der Mensch ebenso wie jeder andere lebende Organismus, sei es nun Pflanze oder Tier, eine inhärente Tendenz zur Entfaltung aller Kräfte besitzt, die der Erhaltung oder dem Wachstum des Organismus dienen. Wenn diese Tendenz nicht behindert wird, bewirkt sie verläßlich beim Individuum Wachstum, Reife und eine Bereicherung des Lebens.“ (Rogers 1977, S. 41) Rogers nannte dieses angeborene Streben des Organismus die Aktualisierungs- oder Selbstverwirklichungstendenz (vgl. ebenda). Zu den destruktiven Tendenzen des Menschen schreibt Rogers: „Es bedarf kaum eines besonderen Hinweises darauf, daß unzählige Umweltfaktoren den menschlichen Organismus auch darin hindern können, sich von seiner Aktualisierungstendenz leiten zu lassen. Seine physische und psychologische Umgebung kann sich in der Weise auswirken, daß seine Aktualisierungstendenz gehemmt oder vollkommen blockiert wird; daß sie nur noch auf verzerrte, absonderliche oder 'anomale' Weise geäußert werden kann; daß sie sich in sozial destruktive statt in konstruktive Bahnen ergießt.“ (ebenda).


Doch bei aller Begeisterung für den philosophischen Diskurs und die Veränderung der Welt ging es EvB vor allem um die Veränderung der Lebenswirklichkeit von Kindern. Auch in diesem Punkt traf ich mich mit EvB, weshalb ich darauf drängte, sich mit der „antipädagogischen Aufklärung“ (EvB) nicht nur an Erwachsene, sondern auch direkt an das unterdrückte Subjekt zu wenden. Ich knüpfte deshalb an Ekkis Idee vom „Kinder-Aktivierungs-Komitee“ (KAK) an, das ich mit Ekkis Segen in Kinder-Aktions-Komitee (KAK) umbenannte, weil der alten Bezeichnung aus meiner Sicht ein pädagogischer und missionarischer Beigeschmack anhaftete. Mit meinem ersten selbst verfassten Flugblatt, das ich mit Hilfe von gleichgesinnten Kindern und Jugendlichen in einer Auflage von 5000 Exemplaren vor allen Wiesbadener Schulen verteilte, trat das KAK erstmals öffentlich in Erscheinung. Das Flugblatt adressierten wir vordergründig an die Eltern („An alle Eltern – nicht für Zöglinge – strengstes Jugendverbot – gleich zuhause abliefern“), um uns den Reiz des Verbotenen zunutze zu machen. Dieses Flugblatt mag, aus dem Abstand von 40 Jahren betrachtet, vielleicht fragwürdig oder gar skurril erscheinen, doch eines stand fest: damit erreichten wir für unser antipädagogisches Anliegen die öffentliche Aufmerksamkeit, die wir anstrebten! Das Flugblatt führte zu einem lokalen Skandal, der sich auch in der Wiesbadener Presse widerspiegelte. Über mehrere Tage erschienen Artikel und Leserbriefe im „Wiesbadener Kurier“ und „Wiesbadener Tagblatt“. Der damalige CDU-Stadtverordnete Hans-Peter Thurn bezeichnete das Flugblatt als „unglaubliche Hetze gegen Erziehung und Familie“. Der Inhalt des Flugblatts – so Thurn – verstoße klar gegen Artikel 6 des Grundgesetzes. Bei den Verfassern des Flugblatts handele es sich um „offensichtlich fehlgeleitete Jugendliche“. Als publik wurde, dass das Flugblatt auch in der Stadtbücherei ausgelegen hatte, schwappte der Skandal auf die politische Ebene über, und die CDU forderte Konsequenzen für den Leiter der Stadtbücherei. Nur die damals neue Partei (die „Grünen“) verteidigte uns (alle Zitate aus „Wiesbadener Tagblatt“ vom 03.09.1980). Das KAK konterte: „Schließt die Stadtbücherei! Bildung ist gefährlich. Information schadet der Autorität. Eltern! Laßt Eure Kinder nicht in die Stadtbücherei. Dort lauert Aufklärung!“ Aufgrund der inzwischen eingetretenen Verjährung nutze ich die Gelegenheit und bekenne mich heute, am ersten Todestag von EvB, schuldig: ja, ich war einer dieser „offensichtlich fehlgeleiteten Jugendlichen“ - vermutlich der schlimmste von allen!


Aus dem KAK ging 1981 der (von Karlo Heppner und mir gegründete) Wiesbadener „Kinderfrühling“ hervor, der u.a. durch Schulzeugnis-Vernichtungsaktionen („ein Zeugnis ist nur ein Wisch – zerreißt es!“) gleichermaßen berüchtigt wurde.


Nachdem ich den antipädagogischen Freiheitskampf in den Jahren 1980/81 mit der mir damals eigenen revolutionären Unerbittlichkeit geführt und mich mit allen (greifbaren) Autoritäten gründlich angelegt hatte, war auch das Verhältnis zu meinen Eltern (von der Schule ganz zu schweigen!) am Tiefpunkt angelangt, so dass ich schließlich in einer hier namentlich nicht genannt werden wollenden Besserungsanstalt für „schwer erziehbare“ Jugendliche landete. Allerdings fand mein rebellischer Geist auch in dieser Institution – Ekki hätte sie wohl eher als „Folterkeller“ bezeichnet – keine Ruhe.


Wie es im weiteren Existenzvollzug dann doch noch dazu kommen konnte, dass ich ein „anerkanntes Mitglied der Gesellschaft“ und schließlich von den zuständigen Autoritäten sogar durch einen akademischen Grad (Diplom-Sozialarbeiter) geweiht wurde, ist eine andere Geschichte und auch mir ein Rätsel geblieben. Die Vorsehung wird wissen, warum alles so kommen musste.


Apropos akademische Weihen: ich blieb mit Ekki in Kontakt. Als es soweit war, bat ich ihn, meine Diplomarbeit sprachlich zu korrigieren. Denn auch das hatten wir gemein: wir waren „Sprach-Freaks“ und hatten ein libidinöses Verhältnis zum Denken und zur (deutschen) Sprache. Dass ich in meiner (sich an das Studium der sozialen Arbeit anschließenden) Karriere als Drogenberater und Suchttherapeut nicht als Verhaltenstherapeut endete, sondern mich in meiner psychotherapeutischen Ausbildung schließlich für den personen- bzw. klientenzentrierten Ansatz von Carl Rogers entschied, habe ich (auch) Ekki zu verdanken. Danke für alles, Ekki!!! Für mich bist Du unsterblich!


Ekkehard von Braunmühl ist tot – es lebe das freie und selbstbestimmte Subjekt (unabhängig von Alter, Geschlecht, Hautfarbe, sozialer Kaste etc.)!


P.S. Dass der vorliegende Nachruf wegen der Scheiß-Klammern nicht gerade leicht zu lesen ist, ist nicht meine Schuld. Das verdanken Sie Ekki!


Robert Bischoff




Literatur


Wer sich nicht mit diesem (sehr persönlichen) Nachruf zufriedengeben möchte, sondern neugierig geworden ist, was denn nun Antipädagogik eigentlich genau ist, dem seien die Werke von Ekki ans Herz gelegt. Hier meine persönlichen Buchempfehlungen (die Beherzigung der angegebene Reihenfolge erleichtert möglicherweise die Lektüre):


Zeit für Kinder (1978)

Antipädagogik – Studien zur Abschaffung der Erziehung (1975)

Zur Vernunft kommen – eine Anti-Psychopädagogik (1990)

Was ist antipädagogische Aufklärung? - Missverständnisse, Missbräuche, Misserfolge der radikalen Erziehungskritik (1997)


Rogers-Zitate aus: Carl Rogers, Therapeut und Klient (1977), deutsche Übersetzung, 14. Auflage, Frankfurt am Main 1999.

 

Anmerkung von RoB: Den vorliegenden Nachruf habe ich anlässlich des ersten Todestages von EvB auf meiner Facebook-Seite gepostet, bevor er im Juli 2021 (leicht bearbeitet) im "unerzogen-magazin" Nr. 2/2021 veröffentlicht wurde.

 

Dienstag, 2. Februar 2021

Ratgeber zur Drogen-MPU

 

 

6. aktualisierte Auflage des „MPU-Ratgebers: Drogen“ erschienen!

Mehrere Tausend Führerscheine werden jedes Jahr in Deutschland entzogen. In vielen Fällen ist die erfolgreiche Teilnahme an der Medizinisch-Psychologischen Untersuchung (MPU) die Voraussetzung für eine Wiedererteilung der Fahrerlaubnis. Knapp 90.000 MPUs werden jedes Jahr in Deutschland durchgeführt. Nach dem Untersuchungsanlass Alkohol bilden die drogenbedingten Auffälligkeiten die zweitgrößte Anlassgruppe (31 Prozent in 2019).

Nicht nur von den Betroffenen wird die MPU häufig als ein „Buch mit sieben Siegeln“ wahrgenommen, und zahlreiche Mythen und Legenden ranken sich um den sogenannten „Idiotentest“. Die Drogen- und Jugendberatungsstelle des AKRM e.V. in Lörrach hat deshalb erstmals im November 2009 unter dem Titel „Führerschein (fast) weg?“ einen Ratgeber für die Drogen-MPU herausgegeben, der eine kompakte, verständliche und preiswerte Einführung in das komplexe Gebiet des Fahrerlaubnisrechts und der Fahreignungsbegutachtung bei drogenbedingten Auffälligkeiten bietet. Der MPU-Ratgeber von Robert Bischoff, Diplom-Sozialarbeiter und Suchttherapeut, behandelt alle Fragen, die im Hinblick auf die Vorbereitung der Drogen-MPU und die Wiedererlangung der Fahrerlaubnis praktisch relevant sind. Zielgruppe von „Führerschein (fast) weg“ sind sowohl (ehemalige) Drogenkonsumenten, die den Führerschein wieder erlangen wollen, als auch professionelle Helfer (Rechtsanwälte, Psychologen, Sozialarbeiter etc.), die in ihrer Arbeit mit dem Thema Führerscheinentzug konfrontiert sind.

Im Januar 2021 ist die 6. aktualisierte Auflage des MPU-Ratgebers (Stand: Dezember 2020) erschienen.

Kontakt: Der 48-seitige MPU-Ratgeber kann über die DROBS Lörrach oder unter der ISBN-Nr. 978-3-00-029047-3 über den Buchhandel bezogen werden. Der Einzelpreis beträgt 5,- €. Ab einer Mindestbestellmenge von 10 Exemplaren kostet der Ratgeber nur noch 3,50 € (zuzüglich Porto). Für den Buchhandel gelten Sonderkonditionen.